„Eigentlich und Aber“
Hast Du Dir schon mal Gedanken gemacht, was die Wörter „Eigentlich“ und „Aber“ mit dem machen was Du sagst?
Eigentlich geht es mir gut.
Eigentlich habe ich dafür keine Zeit.
Eigentlich wollte ich früher nach Hause kommen.
Ich wollte eigentlich Sport machen.
Eigentlich wollte ich Spaghetti kochen.
Ist mir eigentlich egal.
Eigentlich passt mir diese Hose gar nicht mehr.
Ich wollte eigentlich noch einkaufen.
Wenn Du in einem Satz das Wort „Eigentlich“ verwendest, dann wird Deine Aussage vernebelt. Das was Du sagen willst, wird unklar und wirkt wenig konkret. Warum tust Du das?
Eigentlich könntest Du das Wort „Eigentlich“ auch weg lassen!

Versuchs mal. Wie würden dann Deine Aussagen klingen?
Es würde aus „Eigentlich habe ich keine Zeit“ – „Dafür habe ich keine Zeit“. Und aus „Eigentlich geht es mir gut – „Mir geht es gut“. Merkst Du den Unterschied? Ohne „Eigentlich“ klingen die Antworten verbindlich.
Wenn Du das Wort „Eigentlich“ in einem Satz verwendest, gibst Du die Verantwortung ab. Wenn Du das Wort „Eigentlich“ verwendest bist Du unsicher. Im Schlimmsten Fall ist sogar ein versteckter Vorwurf darin enthalten. Das Wort „Eigentlich“ überlässt Deinem Gegenüber viel Interpretationsspielraum. Sagst Du zu Deinem Chef „Eigentlich wollte ich heute pünktlich nach Hause“, oder „Eigentlich ist das nicht mein Bereich“, dann hört er das zwar, jedoch wird es ihm völlig egal sein, denn die Arbeit muss gemacht werden.
„Eigentlich geht es mir gut“, hinterlässt ein Fragezeichen.
„Eigentlich finde ich die neue Kollegin ganz nett“, bedeutet, irgendwas stimmt nicht mit ihr. Bei „Eigentlich ist alles in Ordnung“, stellt sich die Frage „warum ist nicht alles in Ordnung, was fehlt, warum kannst Du es nicht konkret benennen?“ und „Eigentlich wollte ich Spaghetti kochen“ hinterlässt den Wunsch nach Spaghetti und die Frage „Warum hast Du sie nicht gemacht, ich hätte mich gefreut?“
Beobachte Dich mal, in welchen Situationen antwortest Du mit „Eigentlich…“ und frag Dich auch mal warum?
Ist Dir etwas aufgefallen?
Bemerkst Du auch den Unterschied in der Schwingung der Sätze?
Wurde Dir bewusst wie wenig konkret die Antworten mit dem Wort „Eigentlich“ werden?
Stell Dir mal die Frage: „Warum bin ich so wenig konkret, indem ich das Wort „Eigentlich“ verwende?“ „Warum kann ich mich nicht klar äußern?“
Schau auch mal was es mit Dir macht, wenn Dein Gegenüber mit „Eigentlich…“ antwortet? Was für ein Gefühl erzeugt das bei Dir?
Hier mein Tipp: Übe Dich einige Zeit lang im Weglassen dieses Wortes „Eigentlich“, denn Du brauchst dieses Wort nicht. Wenn Du das Wort in Deiner Kommunikation weg lässt, wirst Du klarer in Deinen Aussagen und Dein Gegenüber weiß was Du sagen willst.
Das Weglassen dieses Wortes macht dich nicht nur klarer sondern auch zielgerichteter. Du übernimmst die Verantwortung für Dich und Deine Aussagen und selbst wenn Du das Wort „Eigentlich“ nur in Deinen Gedanken weglässt, werden Deine Gedanken klarer und Du kannst erkennen wohin dein Weg gehen soll. Denn nur Klarheit bringt Dich weiter.
Es geht noch schlimmer!

„Eigentlich wollte ich Dich damit überraschen, aber…“
Der erste Teil dieses Satzes beinhaltet schon eine Enttäuschung, eben nicht überrascht worden zu sein – das ist schade. Und dann kommt es noch dicker mit dem Wort „aber…“. Dieses „aber“ ist dann die Rechtfertigung warum die Überraschung nicht zustande gekommen ist.
Das Wort „Aber“ mach alles zuvor gesagte zunichte.
Überleg mal: Was macht es mit Dir, wenn Dein Schatz zu Dir sagt „Ich habe Dich sehr lieb, aber…“? Spürst Du den bitteren Beigeschmack?
Oder Du hast eine Unterhaltung, Du erklärst Deine Meinung, Du hast eine Idee und jemand sagt „Ja aber, so… und so…“, dann wird dadurch das von Dir gesagte verneint, negiert, abgewertet.
Das „Ja, aber…“
Das zeigt, dass die Person Bedenken hat, Vorbehalte, Vorurteile oder sogar Ängste gegen das von Dir Gesagte. Mit dem Wort „aber“ wird das von Dir zuvor Gesagte einfach zunichte gemacht, es wird weder wertgeschätzt noch anerkannt.
Und wenn Du das „ja, aber“ verwendest ist das natürlich genauso.
Überleg mal: Wenn jemand zu Dir sagt „Ja aber…“, fühlst Du Dich dann gesehen? Was passiert noch? Wahrscheinlich ist es dann so, dass Du entweder in eine Diskussion einsteigst um den Anderen von Deiner Meinung zu überzeugen. Oder Du ziehst Dich innerlich zurück, weil Du Dich nicht verstanden fühlst?
Mein Tipp: Lass Das Wort „aber“ oder „Ja aber“ für eine Zeit lang weg und beobachte was es mit Dir macht. Wie verändert sich Deine Art der Kommunikation? Wenn Du magst kannst Du mir auch gerne zu dem Thema Deine Erfahrungen schreiben.
Aber – was soll ich stattdessen sagen, könntest Du fragen?
Du kannst zum Beispiel das Wort „und“ verwenden, um dem Gesagten den gleichen Wert zu verleihen. Oder Du machst eine Pause zwischen dem was jemand zu Dir sagt, und dem was Du zu dem Thema sagen möchtest. Dann beginnst Du mit den Worten: „Meiner Meinung nach…“, oder „Meine Idee dazu ist…“.
Auch eine gute Übung ist es zu überlegen, ob es überhaupt sein muss zu allem etwas zu sagen zu haben, oder ob auch einfach mal ein einfaches „aha“ oder „schön“ oder „Auch eine guter Ansatz“, als Antwort ausreicht.
Sicherlich, wir verwenden alle im Alltag unbewusst die Worte „eigentlich und aber“. Und das ist auch nicht weiter schlimm. Sollte Dir jedoch nach diesem Artikel bewusst geworden sein, dass Dich diese beiden Worte, weder in Deinem Denken noch im Umgang mit Deinen Mitmenschen weiterbringen, dann ist es Zeit damit aufzuhören sie zu verwenden.
Ich wünsche Dir viel Erfolg beim Umsetzen.

